21.04.2017: Caorle:





























Fotos: TSV Peissenberg
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Tag 1. Sonntagmorgen, Ostersonntagmorgen in Peißenberg. Für einige Leichtathleten ist die Eiersuche schnell beendet, wir treffen uns in der Sonnenstraße mit den Weilheimer Leichtathleten – und los geht’s im Nieselregen.
Bis 11 Uhr ist es sehr still im Bus. Als Fahrer fragt man sich schon mal, ob alle dabei sind, oder ob wir beim Boxenstopp am Irschenberg jemanden vergessen haben. Die Außentemperatur fällt auf 4 °C, aber das Wetter hält sich tapfer: Kein Schneeregen immerhin, und weil die Ausflügler heute alle länger frühstücken, haben wir die Autobahn fast für uns allein. Auf der Alpensüdseite schmeckt schon wieder der Apfelstrudel.
Für alle, die schon in früheren Jahren in Villach dabei waren (also fast alle) kommt Villach überraschend schnell. Uns zieht es weiter in den Süden. Sonne und ein paar Schönwetterwolken, so soll es sein. Am Ende noch ein paar km Landstraße, und schon stehen wir vor dem Hotel.
Hier wohnen wir. Der erste Eindruck ist schon mal fantastisch. Viel Platz für alle, und vom Balkon freie Sicht auf den Pool.
„Super Trainingsbedingungen“, hören wir von einer anderen Trainerin, die schon seit einer Woche hier ist. Klingt gut, trotzdem geht der erste Spaziergang in die andere Richtung, also zum Meer.
Während die einen noch kritisch die Wetterlage betrachten, sprinten die anderen schon Richtung Süden. Viel Platz für alle ist hier am Strand, und man trifft auch andere Leichtathleten, die heute ihre Tempoläufe an der Wasserkante machen.
Bis das Gewitter sich entfaltet sind wir wieder im Haus. Sehr eindrucksvolle Blitze hier an der Adria.
Abendessen in der Spaghetteria. 20 hungrige Gesichter schauen in Ulis Kamera. Die Wartezeit wird verkürzt duch die Übergabe der T-Shirts für Caorle 2017. Neu: Diesmal sind die T-Shirts in einem Turnbeutel.
Fortsetzung folgt. Zum Stadion ist es morgen nicht weit. Sabine und Frank haben wieder einen Trainingsplan dabei, der keine Langeweile aufkommen lässt.
Tag 2. Die Sonne scheint, es ist leicht windig. Frühstück auf dem eigenen Zimmer. Zimmer stimmt eigentlich nicht. Man ist versucht, von Suiten zu sprechen. Die Unterbringung ist bereits die erste Bestleistung der Freiluftsaison.
Das Vormittagstraining haben einige wiedererkannt. Da war doch was? U12? Werner-von-Linde-Halle? Diesmal ohne Gedränge, in übersichtlichen Fünfergruppen, ein Sechskampf über drei Stationen.
Kugelschocken vorwärts und rückwärts, Lichtschrankensprints und Startblocksprints, Weitsprung aus dem Stand und Fünfersprünge. Die Anlage ist nicht ganz leer, aber auch nicht so überlaufen wie sie in der letzten Woche gewesen sein soll.
Alle geben ihr Bestes und Sabine hat wieder hundert Ergebnisse mehr in ihrem großen Buch.
Die Mittagspause am Pool, und da wäre jetzt schon etwas Neid der Leser dahoam am Platz, lässt keine Wünsche offen. Die Liegestühle mit Sonnendach in passender Distanz zur Beckenkante, der Biologie-Ordner als Schattenspender und der Kaffee einfach auf den Punkt – perfekt.
Die Sonne scheint, leichter Wind über dem Pool, Sabine versucht erfolglos, das Nachmittagsprogramm zu delegieren, kommt dann aber doch mit ins Stadion.
Das Fitnessprogramm („und das macht ihr jetzt drei Mal“) fordert einiges Durchhaltevermögen. Die Hochspringer sind dann bei der Technik, und für einige Läufer stehen Sprints mit Fiffi an. Fiffi? Sollten wir nicht mehr vorstellen müssen, aber wer ihn noch nicht kennt: Fährt in jedes Trainingslager mit, bewegt sich eigentlich nie aus eigenem Antrieb und hängt immer hinterher. Ab und zu ist er auch im Bild. Andere haben Glück und dürfen 200-Meter-Läufe ohne Fiffi machen. Das strengt aber auch an, und deshalb ist das Abendessen heute hochverdient.
Die Altstadt von Caorle ist immer einen Spaziergang wert. Familie Vogl lotst uns zu einem Italiener, der keinerlei Wünsche offen lässt. Nur das Eis fehlt, aber dafür gibt es die vermutlich beste Eisdiele von Caorle mit 5 Gusti und anderen leckeren Sorten.
Tag 3. Erst zu viele Wolken, dann ein paar Tropfen und nach dem Frühstück regnet es sich ein. Wer Schönwetterbilder erwartet, könnte bitte noch einmal auf Tag 2 und den dunkelblauen Abendhimmel schauen oder gleich den Bericht zu Tag 4 lesen.
Wenn es regnet, wird es eher härter in unserem Trainingslager:
Zu Fuß wären wir schneller im Stadion, aber heute fahren wir bequem per Bus und gehen unter die Tribüne ins Trockene. Dort treffen wir auf die Leichtathleten vom TSV Schongau, die zum 33. Mal in Caorle sind. Da muss man erst mal hinkommen.
Der Platz in der etwas kühlen Halle reicht für beide Gruppen und es wird erst warm und dann anstrengend, sehr anstrengend: „Mist, dass es regnet.“ Bilder von den Kräftigungsübungen gibt es nicht, alle Beteiligten haben viel zu tun. Außerdem ist es ganz gut, wenn die Konkurrenz sich nicht alle unsere Übungen abschaut.
Nach zwei Runden à 15 Übungen und je 30 Sekunden Dauer wurde jeder Muskel im Körper strapaziert, und der Bus schaukelt uns zurück ins Hemingway.
Einige bekommen die verdiente Verschnauf- und Trainingspause am Nachmittag, um gestresste Knie und Knöchel zu entlasten.
Gefährlich ist es für alle hier (inzwischen nur noch fast alle): Das Mörderspiel ist wieder gestartet. Keiner traut mehr dem Anderen. Nur innerhalb der Appartements kann man sich untereinander noch über den Weg trauen. Die Opferzahl wächst stündlich. Staffeltraining wird schwierig unter diesen Umständen.
Aber im Kraftraum geht was. Immerhin passen nicht alle in einen Bus, so viele sind wir dann doch. An Gewichten fehlt es hier in Caorle nicht, und so gelingt uns ein ausführliches Krafttraining. Draußen pfeift der Wind und kühlt den Regen weiter ab. Caorle Calcio spielt heute Abend in unserem Stadion, aber das ist ausnahmsweise ok.
Nächste Herausforderung: Abendessen kochen, heute a casa.
Das Quiz findet heute schon am frühen Abend statt, weil nachher noch die Bayern spielen. Team Lungomare (Tim, Judith, Lennart und Marcella) gewinnt mit knappem Vorsprung vor Corleone und den drittplatzierten Teams Ramazzotti und Cinque Gusti. Preis: Ein Gruppengutschein fürs Eiscafé.
Sehr knapp fällt dann auch die Entscheidung in Madrid. Erst in der Verlängerung kommt das Aus für den FC Bayern. Einige wetterfeste Fans haben trotz Nebensaison eine Kneipe mit Fernseher gefunden. Ganz bitter wird der Heimweg zum Hemingway. Es ist richtig kalt geworden hier am Meer.
Tag 4. Kühl, sehr windig, und endlich wieder sonnig. An einigen Stellen des Stadions kann man schon wieder ins Schwitzen kommen. Das liegt auch am Aufwärmprogramm. Heute ist für alle was dabei: Hürdentechnik, Weitsprung, Sprints, Speerwerfen. Und selbst das Schonprogramm für alle, die Knie oder Hüfte spüren, ist ziemlich anstrengend.
Die Schongauer sind auch wieder da, wir haben viel Platz und nutzen die Zeit. Einige merken jetzt, wie hart gestern das Krafttraining war.
Das Mörderspiel geht wie die Champions League in die entscheidende Phase. Uli ist nicht mehr dabei. „Auf diesem Niveau entscheiden oft Kleinigkeiten“ sagt der Trainer an dieser Stelle, und diesmal freut sich Maike.
Nachmittags wird der Wind noch stärker und zwingt uns wieder zu einer Anpassung des Programms. Das Aufwärmprogramm führen wir noch im Freien durch, dann verlagert sich das Training wieder in die Halle und wird wieder einmal sehr hart. Einige bleiben noch draußen und machen Tempoläufe im böigem Seitenwind.
Abends finden wir in unserer Pizzeria wieder die gleichen Tische wie am Montag. Das Wetter macht hungrig und müde. Der Wind lässt am Abend ein wenig nach, und wir hoffen auf einen wärmeren Trainingstag.
Tag 5. Training in der Sonne. Der Wind ist immer noch ganz erfrischend kühl, aber es wird wieder voller im Stadion und wir kommen dazu ein paar Dinge auszuprobieren, für die zu Hause oft die Zeit fehlt.
Sabine bietet Starts und Überfrequenzläufe an – das sieht gefährlich schnell aus, und mit dem vorhandenen Rückenwind gleich noch mehr. Frank optimiert die Hochsprungtechnik, und bei Martin gibt es weiterhin Spezialtraining für alle, die nicht viel laufen dürfen.
Helden des Tages: Alle die mittags in den Pool gesprungen sind. Das Wasser ist mindestens so kalt wie es aussieht.
Am Nachmittag wechseln wir an den Strand.
Sabine hat eine sehr lange Liste dabei. Erst einmal den sorgfältig gepflegten Sandstrand mit der Laufschule aufwühlen wie einen Dressurplatz, dann geht es um die ersten Punkte beim Team-Weitwurf bis kurz vor Lignano. Boccia muss auch sein, wir sind in Italien. Zum Schluss harte Sprintbelastungen beim Adriawassertragen mit Putzlappen per Staffel. Keiner misst die Millimeter so genau wie Uli.
Nur das Posieren fürs Gruppenfoto bietet eine kurze Erholungspause.
Meiste Laufkilometer heute: Gina, knapp vor Sabine.
Einige entwickeln abends ihr Kochtalent weiter, der Supermarkt ist nicht weit weg, Kochen macht Spaß und das eingesparte Geld wird im Eiscafé ausgegeben.
Weiter geht es in der Lobby des Hemingway. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Es gibt einige Aufgabe zu lösen. Wer kennt sich mit der Konsistenz von Hasenfutter aus, was wiegt ein Faustball, wann kommt „The Closer“ im Fernsehen und was hat der Einkauf im Kaufland letzte Woche gekostet? Dann verknoten wir uns gegenseitig Seile, die das andere Team wieder lösen muss. Ganz knapp siegt am Ende das Team mit Tim, Semira, Laura und Frank.
Kurz danach fallen alle müde ins Bett.
Tag 6. Die Bilder täuschen: Es sieht ein bisschen nach Sommer aus, aber der Wind sorgt für kühle 9 °C im Schatten, und in der Sonne dauert es eine Weile, bis man sich aufgewärmt hat.
Auch die Reha-Patienten von gestern kommen zum Einsatz. Für die Zuschauer auf der Stabhochsprungmatte gibt es Sprints mit und ohne Fiffi zu sehen, und ungezählte Hürdenläufe. „Bei einem guten Hürdenläufer sieht man gar nicht mehr, dass er die Hürden überläuft,“ sagt Sabine, während Frank mit den Hochspringerinnen viel Zeit und Platz hat, um an der Technik zu arbeiten.
Zwischendurch ein Blick auf die Läufer der Luxemburger Trainingsgruppe, die dreisprachig auf den Innenbahnen vorbeifliegen.
Mittags am Pool: 5 junge Sportler ignorieren die wenigen verbliebenen Eisschollen und steigen mit Todesverachtung einen Meter tief in den Pool. Katharina stoppt die Zeit. Nach 5 Minuten ist jeder Muskelkater aus den Beinen heraus, wie man später beim Strandfußball sehen wird. Frank toppt diesen Einsatz noch mit 5 entschlossenen Schwimmzügen quer durchs Becken.
90 Minuten Strandfußball: Schwarz spielt gegen Bunt und den Wind. Harte Tacklings auf engstem Raum, kein Meter und kein Sandkorn wird kampflos preisgegeben. Das Spiel endet 3:3 ohne Verlängerung und ohne Verletzungen.
Das Voting fürs Abendessen erbringt eine klare Entscheidung für das Campiello in der Altstadt von Caorle. Gleich daneben ist unser Eiscafé, das passt.
Letzter Höhepunkt des Abends: Die 4 Werbespots unserer Appartements. Überzeugend, kreativ, innovativ, witzig, schauspielerisch und technisch auf der Höhe. Wenn es mit der Leichtathletik-Karriere mal nicht so laufen sollte, könnt ihr immer noch Youtuber oder wenigstens Influencer werden.
Beste Schauspieler? Bester Plot? Beste Musik? Beste Nebendarsteller? Die Jury sitzt sehr lange zusammen, bis endlich eine Entscheidung fällt. Preisverleihung morgen auf der Heimfahrt.
Liebe Leser zu Hause, wir werden morgen Abend die Videos in die Cloud stellen – freut euch darauf.
Zeit für unser offizielles Gruppenfoto im Hemingway. Zeit für ein herzliches Dankeschön an Sabine und Frank, die jeden Tag für 16 Sportler ein individuelles Training parat hatten. Danke fürs Motivieren und Improvisieren, wir alle hoffen auf eine verletzungsfreie und erfolgreiche Saison.
